G-SPOT LONDON, BRASSBOURG, BAADER BAADER. ES GEHT VORAN.
Geschichte wird gemacht. In London winken Bankster den, unter ihren Bürofenstern vorbeilaufenden G20-Demonstranten mit Geldscheinen zu, die zehntausendköpfige englische Polizei kesselt unablässig Gruppen von Gipfelgegnern ein und verhaftet scheinbar willkürlich Leute – und dennoch demonstrierten Tausende bis gestern auf den Strassen und teilweise auch in den Foyers der Banken der europäischen Monopoly-Zentrale für ein Ende des Systems.
In Strasbourg, Kehl und Baden Baden wird das Demonstrationsrecht durch geschlossene Grenzen, durch Reiseverbote, einem Verbot von Kapuzenpullis, Sonnenbrillen und Friedensfahnen, einem Verbot der schnellen Bewegung und einem einzuhaltenden Mindestabstand zu Polizisten von Einsfuffzig pervertiert, es kreisen Hubschrauber und AWACS-Aufklärer über hochgerüsteten Schutztruppen in Heeresdimension – und trotzdem werden ab heute Tausende die NATO-Geburtstagskonferenz der versammelten Welt-Krieger mit ihrem Protest begleiten und zu sabotieren versuchen.
Die Dinge spitzen sich zu. Das System reagiert nervös. Gewachsene Militanzbereitschaft der Prätorianergarden, ihre ausufernde Bewaffnung und der Einsatz der Armee, immer neue Gesetze und zunehmend skurrilere Auflagen sprechen eine deutliche Sprache. Niemand sollte glauben, eine “Wende” liesse sich mit einem Gegenüber, das um seine zusammengeraubten Milliarden fürchtet, ähnlich friedlich realisieren, wie jene, deren zwanzigster Jahrestag inmitten der eigenen Legitimationskrise von den selbsternannten Eliten gefeiert wird.
Zur Vorbereitung einer möglichen Aufstandsbekämpfung werden daher zehntausende Einsatzkräfte an die Hotspots gesellschaftlicher Auseinandersetzungen gekarrt, es werden Überwachungs- und Zensurparagraphen geschaffen – wie erst in der letzten Woche wieder – und durch Bezirks- und Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr sind längst auch mit den Kommunen vernetzte militärische Strukturen geschaffen worden, die die sogenannte zivil-militärische Zusammenarbeit im nicht näher definierten Krisenfall gewährleisten sollen. Hier schliesst sich auch der Kreis zu den “No-NATO”-Protesten dieses Wochenendes. Deutschland, bzw. seine Wirtschaftsinteressen, werden eben nicht nur am Hindukusch, sondern nötigenfalls auch in unseren Innenstädten verteidigt.
Natürlich werden heute und morgen auch die versammelten Claqueure und Stichwortgeber der bürgerlichen Medien wieder bereitstehen, wenn es darum geht, die gestern in London verkündeten Absichten als “historische Entscheidung” und die NATO als Friedensbringer zu verklären, und andererseits die Proteste gegen das “TINA”-Kartell zu kriminalisieren und zu marginalisieren. Anfänge sind ja schon gemacht.
Während des Gipfels von Heiligendamm war zu beobachten, wie sich die gesamte deutsche Presse von sämtlichen hehren, selbstgezimmerten Prinzipien des Journalismus verabschiedete. Es war die Zeit der wörtlich übernommenen Polizeiberichte, der Säureattacken durch die “Clowns Army” und der sich in Krankenhäusern stapelnden verletzten Polizisten, die in Wahrheit nirgends zu finden waren. Es war die Zeit der totalen Desinformation, an der alle – wirklich alle – bürgerlichen Medien mitwirkten. Es war auch das endgültige Aus der “taz” als Zeitung einer Bewegung, die sich längst am einstigen Renommierobjekt einer linken Öffentlichkeit vorbeibewegt hatte.
Während des G8-Gipfels wäre es schlicht unmöglich gewesen, den Überblick zu behalten, hätte es nicht die Möglichkeit zur Information über der Internetz gegeben. Neben einigen, regelmässig aktualisierten Blogs – seinerzeit z.T. noch mit SMS-Ticker – was es vor allem die Tageszeitung junge Welt, die sich mit einem redaktionellen Nachrichtenticker gegen die Manipulationen des Wahrheitsministeriums gestemmt hat, als versucht wurde, den späteren Sieg der Proteste durch die Berichterstattung zu den Ereignissen in Rostock zu verhindern. Sie war z.B die erste Zeitung, die durch eine simple Telefonrecherche in den Hospitälern die Mär von mehreren hundert verletzten Polizisten als das entlarvte, was es war – eine simple, der Kriminalisierung der Gipfelgegner dienende Lüge.
Auch zu den Protesten gegen die NATO-Konferenz in Strasbourg und Kehl bietet die junge Welt diesen Service wieder an. Jedem, der die mediale Lobotomie durch das Wahrheitsministerium nicht mehr erträgt, sei daher ein regelmässiger Reload dieser Seiten für heute und morgen empfohlen.
Es gibt natuerlich auch Alternativen. Indymedia stellt immer eine brauchbare Quelle direkter Berichte dar, ein Newsticker findet sich z.B. auch hier. Und vielleicht kann ja auch die eher dämliche Stummelkommunikationsform “Twitter” doch mehr an Vernetzung und Mobilisierung leisten, als ihr normalerweise zuzutrauen ist. Einen Test ist es wert. Über die Twitter-Suchfunktion lassen sich jedenfalls sehr schnelle Informationen auffinden, bespielweise unter dem Suchbegriff “No NATO”.
Lasst euch nicht enthirnen.
Rubrik: lüge und wahn, plan und aktivismus
Schlagworte: Baden Baden, NATO, Strasbourg
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