NEUES JAHR. DIE ERSTEN TAGE.

Tag 1: Noch zwanzig Jahre schlafen lassen. Bitte.

Alte Traditionen. Televisions-Timer zum späten Erwachen am Neujahrstag. Vor dem Einschlaf noch Programmwahl. Wichtig.

Nicht den Papst erwischen. Falls der spricht.

Früher? Immer Neujahrsspringen. Kontemplation in S/W. Und Schneegestöber. Ein Walter Steiner. Vogelmensch. Im Halbschlaf noch die nächsten zehn Springer.

Gib’ mir noch zehn Springer!

Heute? Zwischen Milka-Hansels und Massen-Humpta? Wie soll einer dabei dösen? Die neue Ekstase einer neuen Wahrheit? Das als erster Eindruck eines neuen Jahrs?

Dann aber doch lieber wieder PHOENIX. Da wo sie alle noch im Bett liegen. An solchen Tagen. Und nur der Praktikant ranmuss. Um die ganz, ganz lange MAZ reinzuschieben. Jedes Jahr. Das ganze alte Jahrhundert in 15 oder so Stunden. Neue Zeiteinheiten.

Kurz wachwerden, reinhören, und zwanzig Jahre weiterschlafen.

Demoralisierend nur: Meistens wird man neujahrs im Faschismus wach. Oder im totalen Krieg. Das muss an Guido Knopp liegen. Diesmal jedoch “die Zwanziger” erwischt. Glück gehabt. So kann das Jahr weitergehen.

Tag 2: Ein kleines Stück Scheisse zum Mittag.

Der zweite Tag. Ein kleines schmieriges Stück Scheisse rutscht aus der TV-Apparatur mitten in mein Tagesbegutachtungsritual. Da liegt es vor mir und stinkt. Und spricht. Lässt den Tag von vornherein eine hässliche Fratze tragen. Brechreiz nimmt den kleinen starken Kaffee zu Hilfe auszufluten. Ekel. Nicht mal Zorn. Keine Wut. Nur Würgen.

Roland Koch begründet. Seine Wahlkampfthematik. Roland Koch empört sich. Roland Koch erzählt irgendwas vom “brutalen Überfall” auf den Rentner im hessischen München.

Öh? Ach ja. Weiss man ja. Diese laxen Bayern! Richtig. Genau. Jawohl. Etwas muss jetzt mal gemacht werden. Schweigende Mehrheiten müssen sprechen. Boot-Camps! Wir brauchen mehr Lager! Damit wir uns wieder konzentrieren können. Konzentrationslager für die Hyperaktiven. Medien.

Passend haben sie da ganz frisch ‘ne Reportage drin. Mit echten Schlägern. Und Drill. Und Einsicht. In ihre Abschiebungsakten. Koch dünstet aus dem Fernseher.

Trost. Jedes schmierige, kleine Stück Scheisse verschwindet mit der Zeit. Heute ist schon beinah’ morgen. Irgendjemand wird es einfach wegmachen. Doch noch ein Kaffee? Die Sonne blitzt keck durchs Zimmer als wenn nichts wäre. Fenster auf. Frischluft rein. Gegen den Dunst. Auch nicht ideal – der heimtückische Infekt ist zurück.

Er legt ein bemerkenswertes Comeback hin.

Ich muss schon sagen: Die erste Runde des Jahres geht eindeutig an die Viren. Und an ein kleines Stück Scheisse. Tag deshalb abgebrochen.

Tag 3: Spam 2.0 und Schweinestaat

Dritter Tag. Im Tiefschlaf aufbewahrter Test-Cyber-Twin meldet Konversation. Dabei hatte ich ihn nie freigelassen. Wie wurde der denn angelabert? Raportiert ausführliches einseitiges Gespräch mit ghanaischem Bankdirektor.

Im neuen Jahr verkaufen imaginäre Bankdirektoren ebenso imaginären Cyber-Twins nicht existierende Erbschaften als grosse Okkasion. Spam 2.0.

Der Schweinestaat bringt sich ebenfalls früh im Jahr in Erinnerung. Da arbeiten Gerichte sogar über die Brückentage.

Beugehaft trifft es als Wort diesmal ziemlich. Da sollen welche gebogen werden. Solange bis sie in die geklitterte Geschichte passen. Und keine Widerworte mehr geben. Gut, sie haben Jahrzehnte im Spätzle-Guantanamo und anderswo gesessen. Aber sie mussten wenigstens keine orangen Overalls tragen. Da können sie schon noch was draufpacken.

Ein Labersack, der seinerzeit für eigene Bedürfnisse aus der RAF fast einen Trupp Beschaffungskrimineller gemacht hätte und heute mit seinem Denunziantenmaul anschaffen geht, hat erzählt, was gebraucht wurde. Jetzt wird final gebeugt. Eigene VS-Akten dabei immer unter Verschluss. Wahrscheinlich sitzt der Rollstuhlfahrer drauf. Remember Ulrich Schmücker?

Schweinestaat, du hast dich nicht geändert.

Auf ein frohes 2008… no pasáran

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Publiziert: Januar 3rd, 2008
Rubrik: tv-eye und flat brains, was geht? und wo?
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