CELEBRATION-TIME. DER NRW-TAG. (I)
Journalistisches Totalversagen
Nachdem die Wuppertaler Nachrichtenmonopolisten der WZ – die sich offenbar eher als Erfüllungsgehilfen der städtischen Marketing GmbH, denn als journalistisches Medium begreifen – die geplanten Proteste und Aktionen zum NRW-Tag in Wuppertal am nächsten Wochenende wochenlang verschwiegen hatten, hat sich nun, am Dienstag letzter Woche, Andreas Lukesch in der Westdeutschen Zeitung dann doch mal dazu zu Wort gemeldet. Anhaltendes Schweigen wäre jedoch besser gewesen.
Offenkundig ohne jeden Versuch einer Recherche bei den Veranstaltern des geplanten Tribunals gegen die NRW-Landespolitik, und ohne jede kritische Distanz zum Polizeieinsatz am 01.Mai – bei dem am Ostersbaum 199 Leute willkürlich festgenommen worden waren – schwankt Lukeschs Artikel zwischen Selbstgefälligkeit, kleinmütiger Sorge um das grosse Fest und kaum verhohlenen Drohungen gegen die autonome Szene, für die er “einen Polizeisprecher” zitiert, um ausgerechnet diesen Polizeiüberfall auf die diesjährige autonome 1.Mai-Demonstration als Muster für einen Umgang mit Störern des NRW-Tags zu empfehlen. Dass Lukesch dabei an vielen Stellen einen unfreiwillig komischen Artikel verfasst hat, dürfte bei diesem Eiertanz unvermeidlich gewesen sein.
So war die versuchte Skandalisierung der Tatsache, dass der Aufruf des Wuppertaler AStA zum Tribunal gegen die NRW-Landespolitik über die Universitäts-Homepage verlinkt war – (wo denn sonst, fragt man sich) – selbst in den Augen des einzig dazu befragten Uni-Sprechers Michael Kroemer eigentlich nur dann ein Skandal, wenn man dem AStA das “Recht auf freie Meinungsäusserung absprechen will”. Gar nicht mehr komisch ist dann jedoch, dass genau das aber mittlerweile offenbar tatsächlich geschehen ist – die AStA-Seite des Demonstrationsaufrufs ist jedenfalls inzwischen anscheinend vom Netz genommen worden.
Noch lustiger wird es allerdings, wenn Lukesch im weiteren Verlauf die pauschale wie unpräzise Behauptung, die Stadthalle sei am nächsten Freitag ohnehin “Sperrgebiet” in den Raum stellt, offenkundig nur, um dem ganzjährig redaktionell satt beworbenen “Wupper-Beach” an der Stadthalle die Gelegenheit zu geben, darauf hinzuweisen, dass es dort am 29.08. keine Cocktails in die Hohlbirnen zu schütten gibt. Alle also, die darauf hofften, dort an der Cocktailbar zwischen den, in der WZ so gern abgedruckten, im Feinsand liegenden, Bikinimäusen ihren Molotow-Cocktail erstehen zu können, gucken demnach in die Röhre… Demzufolge erwartet Lukesch neben vielen “fröhlichen NRW-Tag-Besuchern” durchaus auch “mürrische Protestler”.
Lukeschs Artikel kann in der Summe nur als halb-offizieller Versuch gewertet werden, die einen mittels zu erwartender Aussichtslosigkeit vom Protestieren abzuhalten und die anderen von Vornherein einzuschüchtern. Er stellt schlicht einen neuerlichen Tiefpunkt journalistischen Versagens bei Wuppertals einziger Tageszeitung dar.
Dafür, dass der Plan, Proteste am Wochenende im Keim zu ersticken, nicht aufgeht, können jedoch möglichst viele Leute sorgen, die sich am Freitag-Nachmittag zur NRW-Kabinettssitzung am Johannisberg einfinden, um der Landesregierung, aber auch der Stadtspitze zu zeigen, was sie von der beabsichtigten Selbstbeweihräucherung der Landes- und Lokalpolitiker halten. Lasst euch dort sehen und hören, und bringt jeweils noch eine oder einen mit.
Lasst uns einfach aus dem ganzen NRW-Tag-Wochenende ein Happening machen, dass überregional Beachtung findet, sodass man es bei der Berichterstattung darüber dann vielleicht auch mal mit einigen richtigen Journalisten zu tun bekommt.
Weitere Infos: Alles zum NRW-Tag – die Seite zum Fest
Rubrik: kiez und umgebung, lüge und wahn, plan und aktivismus
Schlagworte: Medien, NRW-Tag.Wuppertal, WZ
Kommentare: No Comments.